Kultur

Die Qual der Wahl

Die Qual der Wahl

Endlich Hl. Abend, es ist geschafft!
Und ich hab mich noch aufgerafft,
den Heiligen Mann brav zu begrüßen
mit all seinen Geschenken, den vielen, den süßen.

Doch muss man zuvor noch etwas vollbringen,
ich habe gehört, er schätzt sehr das Singen.
Doch ich kann nur krächzen, klingt mehr wie ein Schreien.
Das scheint mir heute, nicht das Rechte zu sein.

Ach, könnt ich doch reimen, wie Goethe einst dichten,
doch das geht wohl schief, hilft mir dann mitnichten.

Ich reiß mich zusammen und gehe nun aufs Ganze,
denn ich habe erkannt, es gibt nur diese Chance.
Bläh auf meine Backen, jetzt kommt Poesie.
Das Werk muss gelingen, denn: jetzt oder nie!

„Ich weiß doch selbst, oh Weihnachtsmann,
dass ich nicht so gut dichten kann.
Doch versuch ich’s heute ganz versessen,
kann die Geschenk‘ sonst schnell vergessen.
Ich hoff‘ mir fällt rasch noch was ein,
es wäre nicht schlecht, – wär’s gar ein Reim.

Ach, Ostern hab ich gar zu gern,
Pfingstferien sind nicht mehr fern.
Nur mag ich’s gar nicht ums Verrecken,
wenn Hasen alles erst verstecken.

Im Garten such ich ewig dann,
auch „Lumpi“ fängt zu suchen an.
Mit seinem Schokomaul tut er dann protzen,
ach, Ostern find ich doch zum Kotzen!

Und müsste ich mich nun entscheiden,
welch‘ Fest ich besser denn kann leiden,
ich sag es frank, ich sag es frei,
ich wähl‘ das ohne Osterei!

Ich denk, das klang nicht ungelenk,
drum jetzt schnell her mit dem Geschenk!“

Der Weihnachtsmann war erst mal platt,
weil so was er noch nie gehöret hat.
„Was glaubst du denn, du Lausebengel,
was denken jetzt die Weihnachtsengel?

Auch deine Wortwahl gibt zu denken,
und dafür soll ich dich beschenken?
Ich sage dir heut‘, es tut mir leid,
du hast ein ganzes Jahr jetzt Zeit,
vergiss das mit der Dichterei
nächst‘ Jahr schau ich erneut vorbei.
Nun sei stets nett und hilf den Armen,
so kann ich deiner mich erbarmen.“

Ich sehe ein, er hat ganz recht.
Hilft jeder jedem, geht’s keinem schlecht.
Und ferner sollte man bedenken.
Was gibt es Schöneres als andre zu beschenken?
Jetzt kann ich gern auf Geschenke verzichten
und brauch auch nimmermehr zu dichten.

Frohes Fest!
Euer Eckard Roaring