Kultur Musik

Ein Roaring auf Abwegen

Oder: Mein Ausflug in die Blasmusik

Mit zahlreichen Veranstaltungen feierte die Ingolstädter Partnerstadt Oppeln im Jahr 2017 den 800. Jahrestag der Vergabe der Stadtrechte. Zu den Feierlichkeiten am 23. und 24. September waren Vertreter der Städtepartnerschaften eingeladen.
Begleitet wurden dabei die Vertreter der Stadt Ingolstadt von den St. Augustin Bläsern Ingolstadt, die den historischen Festzug optisch und musikalisch bereichern sollten. Weitere Auftritte im Stadtgebiet und ein Turmblasen vom Rathausturm standen ebenfalls auf dem Programm der Musikanten.

Die Augustinbläser und ein Roaring

Was hat nun ein Roaring damit zu tun? Einen Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte der Historische Festzug am Samstag, 23. September, dar. Dazu benötigten die St. Augustin Bläser einen Trommler. So trat man mit der Bitte an mich heran, ob ich als Bassist der Roaringforties ihnen nicht auch beim Festumzug den Marsch blasen könnte. Ich sagte zu. Dann wurde von polnischer Seite gewünscht, dass die Vertretung aus Bayern auch bayerische Tänze aufführen sollte…. Ich sagte zu.
Also lernte ich Siebenschritt, Woaf, Sternpolka, Ettinger Boarischen . . .  Mit drei Proben und der Hilfe von Youtube saßen die Tanzschritte. Die Probe mit der Trommel ließ allerdings ein Fiasko befürchten. Der Gurt lockerte sich bereits nach kurzer Zeit, so dass sich die Spannungsstäbe in meine Oberschenkel bohrten. Und das sollte ich über anderthalb Stunden durchstehen? Schon bei der Probe stellten sich blaue Striemen ein. Mir gelang es aber noch vor der Abreise einen anderen Gurt zu organisieren. Mir wurde in der Lektion „Marschtrommler in 10 Minuten“ erklärt, dass ich nach dem „Introtrommeln“ des Dirigenten mit seiner kleinen Trommel als „Weckruf“ zweimal auf die Pauke hauen und danach mit vier Schlägen den Takt vorgeben sollte. Wann ich „wecken“ und Takt vorgeben würde überließ ich meinem Improvisationstalent. „Wird schon klappen“, meinte der Chef.
Am Freitag starteten wir dann bei blauem Himmel und Sonnenschein. Der Wetterbericht verhieß allerdings nichts Gutes. Heftiger Regen am Samstag, dem Tag des Umzuges! Ja super!! Und er hielt was er versprochen hatte. Mir fiel gleich am Morgen Albert Hammonds “It Never Rains in Southern California … man it pours“ ein. Es regnete nicht, es schüttete derart, dass den Gruppen eine Teilnahme freigestellt wurde. Wir nahmen teil!
„Weckruf!“ Bumm! Bumm! „Eins zwei drei vier!“ Bumm! Bumm! Bumm! Bumm! Und Abmarsch. Aber bereits nach kurzer Zeit begann auch mein neuer Gurt sich zu lockern, die Trommel rutschte immer wieder auf meine Oberschenkel. Mit der linken Hand versuchte ich so gut es ging, die Trommel von meinen Schenkeln auf Distanz zu halten.

Ready! – – – Steady! – – – Go!

Hinter uns spielte ein Musikkorps der polnischen Marine auf, mit Blechblasinstrumenten wie Trompeten, Tubas  und Posaunen sowie Steeldrums und Schlagzeugen. Den Dezibel-Wettbewerb gewannen eindeutig die Polen. Wenn wir mal nicht spielten, trommelte ich bei Highway to Hell oder Smoke on the Water mit. Während unseren Bläsern langsam die Finger abfroren, begann ich zu schwitzen.
Auf Youtube kann man uns während einer Spielpause sehen. Es drängt sich dabei ein Vergleich mit den Resten der geschlagenen napoleonischen Truppen auf dem Rückzug aus Russland auf. Beide gebeutelt vom Wetter, wenngleich das Stimmungsbarometer bei uns noch immer ein Hoch anzeigte. Am Abend fand dann mit einem Festakt im Rathaus der Empfang der Stadt Oppeln für alle Gruppen statt. Dabei begeisterten u.a. die ungarische Jugendgruppe mit ihren flotten Tänzen aus ihrer Heimat, das Ballettensemble aus Litauen und die Sängerinnen aus der Ukraine. Ein herrlicher Tag!
Am Sonntag sollten wir dann um 14.30 Uhr auf der Bühne vor dem Rathaus spielen bzw. unsere bayerischen Tänze aufführen. Gott sei Dank hatte der Regen aufgehört. Als wir ankamen hieß es, dass wir bereits angekündigt worden seien, weil sich die Programmzeiten kurzfristig geändert hätten. Jetzt mussten die Musikerinnen sich in aller Eile hastig umziehen. Ein Anspielen der Instrumente war nicht mehr möglich. Aber ganz professionell wurde die Situation von den Augustinbläsern gemeistert. Auch unsere zwischendurch vorgetragenen Tänze begeisterten das Publikum. Am Abend wurden wir in einem Lokal von polnischen Gästen angesprochen „You were very good!“ Ein herrlicher Tag!
Auf dem Heimweg passte es dann ins Programm, dass beim Bus die Elektronik ausfiel. Nach drei Stunden Zwangsaufenthalt konnte er zwar wieder gestartet werden, aber wir stiegen sicherheitshalber in einen Ersatzbus um, der uns aus Deutschland entgegenkam. Um 1 Uhr waren wir dann endlich daheim, müde aber glücklich. Zum Erfolg der Reise hatten unsere polnischen Gastgeber ganz wesentlich beigetragen! Eine herrliche Reise!
Nach Barcelona im Jahr zuvor und der Schlesienfahrt heuer an Pfingsten war das nun die dritte Reise innerhalb kürzester Zeit. In diesem Sommer (Ende August 2018) führt die Reise nach Tschechien, begleitet von einem Roaring, diesmal als Tourist. Mich erwarten herrliche Tage! 

Keep on touring!
Euer Eckard Roaring
Bumm! Bumm!